Die Finanzinstitute befinden sich derzeit vor großen Herausforderungen, die zunehmenden Konkretisierungen der EU-Taxonomie-Ziele in die Prozess- und Produktlandkarte zu integrieren. Neben dem großen Themenfeld der Digitalisierung eröffnet sich für die Banken mit ebenso bedeutsamer Tragweite das Handlungsfeld Nachhaltigkeit bzw. Sustainable Finance. Unter dem regulatorischen Blickwinkel sind bereits für das 4. Quartal 2020 neue strategische Auslegungen der EU-Kommission zum Aspekt „sustainable finance“ angekündigt. Aktuell wird in EU-Expertengremien über die Ausgestaltung von Kennzahlen und Messmethoden zur Umsetzung der EU-Taxonomie für die Finanzinstitute beraten. Ein Verordnungsbeschluss ist diesbezüglich für Mitte 2021 zu erwarten mit einer stufenweisen Integrationspflicht bis zum Jahr 2023. Mit Blick auf die Aktivseite ergeben sich ab März 2021 komplexe Anforderungen bei der Offenlegung von ESG-Risiken in Zusammenhang mit der Anlageberatung und Vermögensverwaltung, die einen Nachhaltigkeitsbezug aufweisen. Der Nachhaltigkeitsaspekt fließt zugleich auch in die Anlageberatung ein, indem er als integrativer Bestandteil eines Kundengespräches Eingang finden soll (Umsetzungsfrist offen).

 

Sustainable Finance: EU wird Green Bond Standards und Leitlinien zu Green Labeling setzen

Darüber hinaus stehen weitere Gesetzesbestrebungen in Zusammenhang mit Nachhaltigkeits-Benchmarks von Anlageprodukten sowie ein Diskurs zu legislativen „Green-Bond“-Standards. Weitere Leitlinien sind in den Segmenten „Green-Labeling“ von Finanzprodukten (Ausweitung EU ECO Label) zu erwarten und als Bestandteil von Rating-/Scoringmodellen in der Finanzwirtschaft bereits in den entsprechenden EU-Konsultationspapern enthalten.

Dieser Abriss zu den regulatorischen Leitgedanken ist nicht abschließend und verdeutlicht den stringenten und umfassenden Handlungsansatz der EU-Kommission auf das Aktiv- und Passivgeschäft von Banken. Diesen Anforderungen an eine Berichterstattung und Offenlegung von Nachhaltigkeitsaspekten sollte man nicht nur in den Fokus des Risikomanagements stellen, sondern gleichermaßen die sich eröffnenden institutsspezifischen Marktpotenziale in der Kundenberatung identifizieren.